Ich war noch neu in dieser Welt, ganz wenige Wochen alt und hatte doch schon manches erlebt. Schönes und absonderliches, trauriges und amüsantes. Das Leben im Cyberland von SL hatte mir wahrlich schon einiges an Selbst- und Fremderfahrung vermittelt womit ich zuvor nicht gerechnet hatte... Eines Tages war ich mit meinem eher zierlichen Avatar mit der lila Haut, dem grünen Hemd und den orangenen Haaren ganz hoch auf einen Brückenpfosten in Frankfurt- SL hinaufgeflogen. Nun saß ich hier und ließ meine großen Frauenaugen (die hatten mir einfach besser gefallen als männliche) über die virtuellen Dächer und Straßen streifen und genoß die Weitsicht und die Einsamkeit hier oben.
Einige Zeit später aber war mir dann wieder mehr nach Erforschungen und nach umgänglichen und interessanten Menschen zumute und so klappte ich meine große Karte auf und schaute nach, ob irgendwo ein oder zwei vereinzelte grüne Punkte angezeigt wurden, um dann dort hin zu teleportieren. Diese Vorgehensweise hatte sich schon mehrfach bewährt: so kam ich auch einmal in ungewohnten Gegenden herum und wenn sich wirklich ein angenehmes Gespräch ergab, dann hatte man mehr Ruhe als an den belebten Plätzen ... Nach einem eher erfolglosen Versuch beschloß ich, nicht ins Informationscentrum zurück zu teleportieren, sondern noch ein wenig umherzufliegen, schaute dabei aber immer wieder einmal auf meine Karte- und wurde auch fündig ! Da waren wieder zwei einzelne Punkte, halbwegs einander nahe. Ich landete in respektvollem Abstand aber doch nicht zu weit entfernt, damit ich die zugehörigen Avatare auch noch mit den Augen würde finden können.
Aber- was war das! Wo war ich gelandet ?
Dies schien mir ein sehr interessanter, ja eigenartiger Ort zu sein, den ich auch noch nicht kannte, obwohl er sich doch nicht allzuweit entfernt von meinen üblichen Aufenthaltsorten befand. Es schien eine Art öffentlich zugänglicher Garten zu sein- oder war es hier doch privat ? Ich wußte es nicht! Aber wild schien er zu sein. Wild und schön …. Doch was war das ? Einige, teils halb umgesunkene, steinerne Grabkreuze erweckten meine Aufmerksamkeit. Und sie schienen nicht eben aus unserem Jahrhundert zu stammen. Nachdenklich blieb ich stehen. Hier, in dieser Welt ? In dieser phantastischen Welt der tausend Möglichkeiten, in der aber doch vieles, vielleicht allzu vieles, schön, schöner und noch viel schöner war ? Ein verwilderter, wenn auch wunderbarer und farben-prächtiger Garten. Und Kreuze, ja ein Friedhof vielleicht gar ? Tatsächlich. Das mußte es sein. Eine kleine Kapelle tauchte nun vor meinen Augen auf. Vorsichtig und langsam näherte ich mich ihr, schritt aufmerksam die wenigen Stufen hinauf und betrat schließlich die Andachtsstätte. Nun hörte ich auch Musik aus den Lautsprechern meines headsets dringen. Kirchenmusik vielleicht, eine Harfe wurde gespielt. Ruhig, sanft, aber auch eindringlich und melancholisch erreichten die Klänge mein Ohr. Der Innenraum der Kapelle, dem man sein Alter ebenfalls ansah, war nicht sehr groß. Einige, wenige Kirchenbänke, ein Altar vorn in der Mitte und die prächtigen, mosaikartig bunten Kirchenfenster- das war fast schon alles, was meine Augen umfassen konnten. Nein, zwei Dinge gab es noch, die ich dann entdeckte. Links vorn gab es einige breite Kerzen, die in einer Ecke auf dem Boden standen und nur die wenigsten von ihnen waren entzündet. Die, die ihr Licht bereits verströmten, standen sämtlich direkt unter dem leicht verwitterten Bild einer Madonna, welches an der angrenzenden Eckwand hing. Für einen einzigen Linden (also einen eher symbolischen Preis) könne man sich einer dieser Wunschkerzen bedienen, machte ein dezentes Schild klar, das sich in der Nähe der Kerzen an eine Wand gelehnt fand. Und ein zweites fiel mir nun ins Auge. Vorn, auf der ersten Kirchenbank rechts, saß eine Frau. Seltsamerweise konnte ich sie nur undeutlich erkennen, denn sie saß wohl normal da, aber irgendwie wie eingesunken in das Material der Bank, so daß sie auf eine nicht genau beschreibbare Weise nur teilweise sichtbar war. Ich beschloß, dies zu ignorieren und schob es auch auf meinen Rechner, der möglicherweise irgendwelche Darstellungsfehler produzieren mochte. Dennoch verstärkte sich das leise Gefühl von Ehrfurcht, das mich schon seit einiger Zeit beschlich und es kam nun doch auch noch eine gewisse Beklommenheit hinzu. Ich ging langsam und vorsichtig ein wenig umher, um mir alles ein wenig anzuschauen. Schließlich setzte ich mich dann, wenn auch ein wenig ängstlich, halbwegs in die Nähe der Frau auf die Kirchenbank und murmelte ein vorsichtiges „Hallo…“- erhielt jedoch keinerlei Antwort ! So schwieg auch ich lieber, blieb ruhig sitzen und hing meinen Gedanken nach ... Nach einiger Zeit bemerkte ich dann, daß wohl jemand in der Nähe der Kapelle sein mußte und kurz darauf betrat dann auch tatsächlich der Zauberer den Raum. Dass er einer war, das wurde angezeigt- und natürlich auch sein Name. Doch den weiß ich nicht mehr, ebenso wie manch` andere Einzelheit aus dem folgenden Gespräch nicht mehr in meinem Gedächtnis ist. Es schwebt ein wenig eine Art Schleier über meiner Erinnerung an diese Minuten und ich weiß nur noch, daß es eine ungewöhnliche und anregende Unterhaltung war, welche mich immer wieder einmal zum Innehalten und zum Nachdenken veranlaßte, bevor ich Antwort geben konnte. Und ich glaubte auch schier die ruhige, und trotzdem eindringliche Stimme des Zauberers zu hören, obwohl die voice- Funktion meines headsets zu diesem Zeitpunkt doch gar nicht aktiviert gewesen war … Über die Frau, da sprachen wir, ja. Danielle sei ihr Name, sagte er. Und es war ihm wichtig zu betonen, daß sie eine wirkliche Frau sei- anders als manch andere Avatarin ! Er sandte mir sogar ein Bild von ihr, auf der ihr Gesicht besser zu erkennen war. Das gefiel mir nun ! Es war ein schönes und vor allem interessantes Gesicht, aber was mir am meisten zusagte, war, daß die Gestalterin offensichtlich einmal NICHT nach dem Motto „schön- schöner- noch viel schöner“ dies erschaffen hatte. Auf die Nachbildung offensichtlicher Schönheitsideale war hier nämlich tatsächlich einmal verzichtet worden und gerade das machte das Gesicht ausnehmend sympathisch. Wir redeten noch einiges, an daß ich nun keine Erinnerung mehr habe, das Einzige was ich noch weiß, ist, daß bei einer Gelegenheit der Zauberer einen riesigen, wunderbaren Strauß roter Blumen vor Danielle erscheinen ließ, der ganz herrlich aussah- deren Anblick mich aber seltsamerweise auch auf eine unbestimmbare Art und Weise verstörte ... Und während der ganzen Zeit reagierte sie nicht und sagte kein einziges Wort. Was eigentümlich schien. Kein "busy" oder "away" -Schild prangte über ihrem Kopf und ganz offensichtlich wurde sie auch nicht nach einer halben Stunde vom System abgemeldet. Eigenartig- doch ich konnte dieses Rätsel nicht lösen.
Der Zauberer und ich schieden dann bald darauf freundschaftlich voneinander und ich verließ die Kapelle, um mich wieder in andere Teile des Landes zu begeben. Zuvor aber wanderte ich noch ein wenig an diesem verwunschenen, nein, verzauberten Ort umher. Betrachtete die Blumen, die verwitterten Grabsteine, sah im Hintergrund eine Art Freiluftgalerie und einen Pavillon mit alten Musikinstrumenten und hörte auch -nicht allzufern- über mein headset das Meer sein rauschendes Lied singen. Als ich mich schon endgültig zum Gehen wenden wollte, summte mit einemmal eines der Insekten näher an mich heran. „Weissssst Du es dennn nicht, sssss ?“, summte es sehr freundlich, aber fragend zu mir hin. „Weissssst Du es nicht!“ Ich war erstaunt, wenn auch nicht gar zu sehr, denn in dieser Welt war ja nun vieles möglich- und in diesem speziellen Lande wohl auch noch so einiges mehr… „Hi,…“, erwiderte ich höflich, „Du kannst sprechen, obwohl Du wohl kein wirklicher Avatar bist, wie ich denke …“. „Neinnn, …“summte das Insekt freundlich zurück und surrte ein wenig um mich herum, „ssssprechen kannnn ich nun eigentlich nicht ! In meinem Sssscript steht nichtsssss davon geschriebennnn, fürchte ich. Aber, wenn man von einemmm Zauberer geschaffen wurde- und in sssseiner Nähe lebt, dann issssst manches möglich. So mannnchessssss !“ Und nun schien es, als wolle es wieder fort fliegen, weg von mir. „Halt !“, rief ich, „Warte bitte. Nun sag mir doch, was es ist, daß ich nicht weiß !“ Aber es hatte ohnehin schon kehrt gemacht und summte wieder um mich herum, stabilisierte sich dann schließlich flügelschlagend halbwegs in Augenhöhe meines Avatars. Ein Smiley erschien links unten auf meinem Bildschirm. „Keinnne Angsssssst, ich bleibe ja bei Dirrrr !“, summte es. Ich lächelte. „Aber nun sag. Warum kannst Du sprechen und was ist es, daß ich nicht weiß ?“ „Nunnn,“ summte das Tier. Ich ssspüre, daß Du Dir noch immer Gedanken, ja Ssssssorgen machst, wegen Danielle. Diessss rührt mich, oder rührt den Ssssseelenkeim des Zaubererssss, der in mir liegt …. Daher kann ich jetzt reden mit Dir und darum könnte ich Dir vielleicht die Geschichte dessss Zauberessss und sssseiner Frau erzählennn …..“ Ich weiß nicht wie es geschah, denn ich hatte keine Steuerelemente berührt- aber mein Avatar hob nun langsam und vorsichtig den rechten Arm etwas an, öffnete die Handfläche, wandte diese nach oben und hielt sie dem freundlichen Tiere hin. Tatsächlich ließ es sich einen Moment nieder und sah mir aufmerksam und fast prüfend in meine grünen Augen. „Ja“, summte es dann „Du willsssst sie wirklich erfahren- auch wenn sssie ssehr tragisch isssst.“ „Aber es sind Emotionen, aus denen die Geschichte gewebt ist- und Emotionen, Gefühle: sie BEWEGEN etwas …“, zitierte ich nachdenklich einen Satz, der in dem Gespräch mit dem Zauberer gefallen war und der nun wieder in mein Bewußtsein trat. Nicht ganz ohne Ängstlichkeit wiederholte ich ihn, denn tragische Dinge erschrecken mich oft zutiefst. „Ja, Ava mit der bunten Seele, die so gut riecht !“, zitierte das Insekt ernst einen anderen Satz des Zauberers. „So issssst esssss.“ Und nun erhob es sich von meiner Handfläche, taumelte ein wenig unruhig um mich herum und das Summen schien lauter zu werden, eindringlicher und auch viel schwermütiger und trauriger. Einmal schoß es sogar so sehr hoch in den Himmel hinauf, daß ich es fast nicht mehr sehen konnte, kehrte aber sogleich zurück und richtete sich dann auch wieder flügelschlagend vor meinem besorgten lila Gesicht aus. „Danielle- Danielle ist die Frau des Zauberers.“, begann es dann unvermittelt zu erzählen. „In SL ?“ tippte ich fast automatisch die Frage in meine Tastatur, wie bei allen Informationen wichtiger Art die ich erhielt und bei denen der entsprechende Zusatz fehlte. Das Insekt brummte kurz und leicht unwillig auf. „Sssseine Frau ssssage ich. Wasss denksssst Du? In SL UND in RL natürlich!“ Und es flog einen kleinen Schwenker in der Luft. „Nun, weiter. Esss fällt auch mir nicht leicht.“, fuhr es dann fort, „Höre über den Zauberer. Er war im firsssst live einssssst ein wohlhabender und durchausssss auch ein mächtiger Mann. Aber er war einsam- und wussssste aber doch, dasss es jemanden gab, der diessss würde ändern können. Woher er dassss wussste, dasss wusssste er freilich nicht ... Gleichwohl, er ssssuchte- und er fand Danielle, der es ebenso erging. Sssie lernten sssich kennen- und erkannten sssich! Beide fühlten, dasss sie irgendwann und irgendwo bereitsss ein Paar gewesen waren, oder esss in irgendeiner Zukunft einmal ssssein würden. Und sie waren sich gewissss, dassss diesssess nur bedeuten könne, dasss sie auch jetzt ein Paar sein musssten. Und sie waren es dann auch. Und ssssie waren glücklich. Ssssehr glücklich.“ „Wie schön !“, rief ich aus, „Und sie sind doch auch jetzt noch hier und …“ „Sssschweig. Bitte.“, unterbrach mich das flügelschlagende Tier. „Du weissst sssehr wohl, dassss diesss nicht allesss sein kann …!“ „Nun ja. Dann erzähle doch rasch, was weiter war !“, brachte ich –fast ein wenig ungeduldig- hervor. Das Insekt sah mich an und schwieg eine Weile- und mir war fast, als sähe ich ein mildes aber tadelndes Lächeln auf dem winzigen Gesicht. „Neugier und Geduld sollten Geschwister sein …“, begann es schließlich. „…die sich verstehen und ergänzen!“, führte ich den Spruch fort. „Aber woher kennst DU diesen Satz ?“ „Ach, dasss issst leicht. Ich lasss ihn herausss, ausss Deiner Sssseele- du selbst hassst ihn ja einmal in Dir gefunden, vor langer Zeit.“ Ich schwieg verblüfft. Genauso war es. „Der Zauberer und Danielle, sssseine Frau. Sssie waren glücklich und sssie Beide hatten einen Glauben. Nicht den der Kirche unbedingt. Doch die Madonna, die verehrten sssie. Der Zauberer hatte ssssich darüber hinausss schon immer für geheime Mächte und Kräfte interessssiert, er war und ist ein Denker, gar vielleicht ein Weiser …“. Das Tier flog noch ein wenig näher an mich heran und schaute mich an. „Als diessse Welt, alssss SL dann entstand, da schuf der Zauberer auch sssich in diesem Land. Und auch Danielle tat diessss- ssssie folgte ihm und folgte gern. Und essss begann die Zeit des Glückss ein zweitessss Mal, ssssie hatte sich verdoppelt hier, die Zeit des Glückss. Bisss esss geschah …!“ „Was ??“, tippte ich atemlos, doch schon fuhr das Insekt fort. „Ich kann Dir davon gar nichtsss ssssagen. Die Einzelheiten ssssind gelöscht. Genug zu wissssen ist, dasss Danielle starb.“ Meine Finger verharrten über der Tastatur wie gelähmt- und lange Zeit schwieg ich. Auch das freundliche Tier sendete für eine lange Zeit keinen einzigen Buchstaben mehr auf den Bildschirm. Schließlich fuhr es fort: „ Ja ... diesss issst die Wahrheit und es issst eine, die ssehr bitter schmeckt. Doch ssssollte esss nicht die letzte Wahrheit sssein- nicht für den Zauberer !!" "Wie meinst Du das ?", so frug ich schnell und noch ganz erschüttert. "Nun,", antwortete es, "er konnte diessse Lasst nicht tragen. Er gab alles auf. Alsss Danielle sstarb- da war sssie online, war in dieser Kapelle hier, mit ihrem Avatar ...". Ein tiefes Grauen überzog schlagartig mein Herz und meine Seele. Ich hatte neben einer ... Toten gesessen. Und sie war doch auf ihre Art so schön gewesen, sah so interessant und nachdenklich aus ... "Nun fürchte Dich nicht !", fuhr das Insekt behutsam fort. "Das ist nichts Schlimmes. Oder ?" Nein, da hatte es wohl recht, das war es nicht. Unendlich traurig nur. Nach einiger Zeit war ich in der Lage zu fragen: "Und der Zauberer ? Was geschah mit ihm ?" "Er gab allesss auf, wie gessagt.", antwortete das Tier sogleich. "Und er widtmete sssich nur noch SssL- und der Madonna, letztlich Daniellessss Avatar. Sssseit sie starb besssteht ihre online- Verbindung weiter- und er besucht ssssie oft, ssssehr oft !!" Ich verstand und schaute ernst zu Boden. Ob es die geheimen Kräfte des Zauberers waren, oder der Einsatz modernster technischer Mittel, die dies möglich machten ? Denn ich war sicher- niemals würde der Zauberer Danielles Avatar von irgend jemandem bewegen oder steuern lassen, außer von ihr selbst- und sie, sie lebte ja nun nicht mehr ... ! Die Stimme des Insekts schreckte mich aus meinen Überlegungen. "Höre weiter, noch issst esss nicht zuende !", vernahm ich nun von ihm. Ich schaute auf. "Der Zauberer ssschuf die Kerzen und gab jedem der sssich hierher verirrte, die Möglichkeit für den kleinsstmöglichen Betrag, für einen Linden nur, einen Wunsssch zu äussern, wenn er die Kerze der Madonna weihte- und stelle fessst, daß diese Wünsche sich erfüllten. Nicht alle, nein! Doch alle die, die sssinnvoll waren, ja alle diesssse, sssie erfüllten sich !!" Ich war noch immer sehr erschüttert und konnte nicht mehr recht denken, lauschte aber unter einer großen Spannung weiter dem Insekt. "Nur ein Wunsssch, der, der hat sssich nicht erfüllt. Noch nicht ! Noch nicht!! Danielle ! Danielle !!". Überdeutlich hörte ich hier den Seelenkeim des Zauberers, aus den Worten des Insekts heraus, in seiner ganzen Verzweifelung klagen. Es flog einige Runden fasste sich wohl und kehrte dann zu mir zurück. "Esss issst wichtig, dass ich zuende berichte !", fuhr es fort- und im Stillen frug ich mich, warum es dies so betonte. "Der Zauberer sssstiftet selber eine Kerze, jeden Tag und dies bei jedem Sonnenaufgang und bei jedem Sonnenuntergang. Und dies seit langer Zeit, seit Jahren schon. Und er hat immer nur densssselben, einen und einzigen ssinnvollen Wunssssch: das Daniellesss Avatar erwachen möge. Ein eignesss, neuesss Leben hier beginnt! Hier in SL. ..." Ich stand wie erstarrt und blickte das Insekt an. Wie gut ich das verstand ! Wie sehr, an seiner Stelle, hätte doch auch ich dies inniglich gewünscht ! Wie hoffnungslos jedoch schien das. Ein Wunder nur ..., ein Wunder täte not. Ich glaubte nun, dies sei das Ende und hatte schon den Arm erhoben, um mich noch eine Weile auf einen von mir anvisierten, großen Stein zu setzen und über diese Sache nachzudenken, als das Insekt mir abermals ein Stück näher rückte. "Einesss sssolltesst Du noch wisssen !", summte es, "Das, was der Zauberer plant, sollte jemalsss esss gelingen ..." Überrascht ließ ich den Arm sinken und die transparente Menüscheibe verschwand wieder von meinem Schirm. "Niemals könnte das geschehen- so sehr ich Beiden dies ganz sicher wünschen würde !! Doch sprich, wenn Du magst. Ich höre gern Dir zu. Was plant er, dann, wenn es geschieht ?" "Nunnn- niemalsss: dasss isst ein grossses Wort. Vergisss mir die Madonna, nicht, mein Lieber. Doch weisss ich selbst nicht, wassss ich wünschen sssoll. Der Zauberer- auch er will hierher kommen, nur hierher, Du verstehst? Und bleiben. Immerdar. Mit Danielle." Nachdem mir klar geworden war, daß das Insekt damit nur gemeint haben konnte, daß der Zauberer in diesem Falle sein first life beenden wollte, überfiel mich erneut ein eisiges Grauen und auch ich wußte nicht mehr, was ich hier wem nun noch wünschen sollte, oder nicht. Für eine lange Zeit schwiegen wir. Irgendwann, viel später, hatte ich mich einigermaßen gefasst. "Nur eine Frage noch.", schrieb ich dem Insekt -und irgendwie, auf eine unbegreifliche Art und Weise- war mir ganz und völlig klar, daß das freundliche Tier HÖRTE, wie belegt meine Stimme noch immer klang. "Du willssst wisssen ...", begann es. ".... warum ich diese Geschichte unbedingt von Dir hören mußte, ja !", ergänzte ich. "Dasss issst leicht.", summte das Insekt wieder. "Weil Du sssie aufschreiben und weitergeben musssst ! .... Und nun ssstell nur nicht wieder eine ganze Reihe ``normaler`` Fragen, bitte, ja ?! Blicke in Dich, denn ich weisss, Du kennssst den Grund !" Ich mußte eine kurze Weile hierüber nachsinnen. Als ich diesmal wieder zu sprechen begann, unterbrach mich das Insekt nicht. "Viele können sie hören, diese Geschichte, manche sollten sie hören und mindestens einer MUSS sie hören- denn sie ist für ihn bestimmt !" "Ja.", summte das Insekt und da ich merkte, daß es sehr gern diese Sequenz zu Ende sprechen wollte, gab ich mein Einverständnis hierzu, indem ich einen Moment länger schwieg als notwendig. Mit leiser Stimme, und mit einer leisen, kleinen Freude, wie es mir erschien, fuhr es nun ohne jedes Summen fort: "Wie immer wissen wir hier nicht, wer dies ist, wann es geschieht, noch wo, noch wie, noch irgend etwas. Dass es geschieht- nur DESSEN sind wir sicher !" Es verharrte noch einen Moment und flog dann einige Kurven um mich herum, bis es schließlich verschwand. "Adieu, lila Mann! Auf Wiedersehen, mein Alien des Geistes!", dies war das letzte, was ich von ihm hörte. Noch eine ganze Zeitlang stand ich da, bis ich schließlich meinen Finger auf die "Bild auf- Taste" senkte und in den Himmel stieg. Der Mond und die Sterne waren mittlerweile sichtbar geworden und es wäre mir nicht im Traum eingefallen, dieses in einem solchen Augenblick wieder auf "Tag" zu schalten. Ich schwebte unter dem sanftdunklen Himmelszelt voran, über die Bäume und Dächer und Avatare hinweg und genoß dies einfach nur in vollen Zügen. Oh, ja, ich würde schreiben, eine Geschichte, hier aus dieser Welt, aus diesem Spiel. Ein Spiel ? SL- ein Spiel ? Kommerz und Sex, ein bisschen auch Gewalt. Mehr war`s doch nicht- so sagen manche, sagen viele ! Ein Spiel ? Oh, mehr als das ! Viel mehr ........
******* ENDE *******
(c) BukTom Bloch, born 16.12.2007
Traum von Amazonien ___________________
Ein Schiff vor der Küste Amazoniens. Eine Flasche, die ins Meer fallen gelassen wird ... Ein Verseschmied und Barde sieht ihr hinterher.
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"Oh, Herrinnen, wenn es erlaubt, so hier ein Gruß des fremden Barden, nein des Verseschmieds, den der unergründlich` Wille wohl der Göttin selber gar, an ein Gestade hat geführt, von dem aus Euer großes Reich schon fast zu sehen ist mit bloßem Auge ! In jedem Falle aber doch die Kunde von Eurer Größe, Pracht und wundersamen Welt sein Ohr erreichte ! So würd`er freuen sich, wenn -mit Eurer Gnade- sein demütig Gruß ein freundliches Gehör wohl finden würde. Glücklich der, der Eurer künden darf ! Untertänigst Euer BukTom Bloch"
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BukTom Bloch steht sinnend an der Reling des leicht schaukelnden Schiffes und tausend Gedanken durcheilen sein Hirn. Was hatte ihn geritten, diese Flasche ins Meer zu werfen ? Besonders der letzte Satz ... Wenn die Herrinnen die Flasche wirklich fänden ? Und die leise Hoffnung in diesem Satze richtig deuteten ... Im Hintergrund hört er nun wieder die groben Flüche der Matrosen und die Pöbeleien des Maats, der auch immer wieder einmal zwischendurch seinen Kautabak auf den Boden spuckt, nein rotzt muß man sagen, wenn man ehrlich ist. Er liebt alle Menschen- aber bei einigen fällt es ihm schwerer. Männern zumeist ... Mit dem Pöbeln hat auch er schon ausreichend Bekanntschaft gemacht- seine Hautfarbe ist jedermannes Sache nicht! Von welchem Stern er einst fiel- das weiß er ja selber nicht, auch nicht warum. Und allen Anfechtungen er solle das gefälligst einmal ändern, das mit seiner Haut, denen hat er -fast immer- widerstanden. Gesetzt den Fall ... Sie fänden seine Flasche, und verständen, und riefen ihn zur Prüfung zu sich hin ? Doch nein. Allein sein Anblick ... Jedoch ! Sie waren keine Männer. Bei diesen wäre wohl die Sache klar, sogleich. Wie aber wäre das bei Ihnen ? Ganz wie so seine Art, beginnt sogleich vor seinem inneren Blick, die Szene sich zu entfalten. Sie könnten ihn rufen und in einer Gruppe sich betrachten und rau lachen würden sicherlich auch sie und grobe Scherze machen. Denn auch die Amazonen seien ja ein starkes, stolzes Volk, so hat er ja gehört. Jedoch- das ist er schon gewohnt, daß ist nichts Neues mehr ! Doch dann ? Würden danach auch sie nur noch verächtlich, bestenfalls mit Mitleid auf ihn herabsehen und gar nicht weiter fragen, wer er sei und was er geben könne ? Er glaubt es nicht ! Denn das ist Männerart. Und dann ? Wenn sie auf kurze Zeit gar zu Besuch ihn laden würden ? Wie oft durcheilen Zweifel nun sein Herz. Ja, will er das denn wirklich ? Ein wenig schreckt ihn ja das kämpferische, denn er kann keiner Fliege was zuleide tun ... Jedoch es heißt ja, die Amzonen seien nur zum Kampf gerüstet zur Verteidigung. Eroberung und Expansion sei ihre Sache nicht. Wie angenehm. Das Männervolk, das ist da anders, denkt er sich. Dennoch- ein Krieger will er selbst für Amazonen niemals sein. Denn das, das ist er nunmal nicht. Er lacht- was bräuchten die auch Männer dort als Krieger ! So stark und stolz und mutig wie sie sind ! Ihn schaudert leicht, doch angenehm ... Das Schiff hat den Anker ausgeworfen. Flaute herrscht und der Kapitän schläft wieder einmal seinen Rausch aus, brummend, sabbernd, schnarchend. Das kann dauern. Das Gelage vordem hat ein wenig länger gedauert als manche zuvor, Tage länger, um genau zu sein ... Er lehnt sich an und schaut aufs Meer hinaus. Wie manchesmal beschleichen Zweifel ihn. Was hat er denn zu geben! Sehr wenig nur, was andre brauchen können. Er kann die Verse schmieden, reimen, er kann Geschichten wohl erzählen und ersinnen. Das ist für ihn nicht schwer. Da brauchts ein Bild nur, oder zwei, den einen oder anderen Satz. Dann fällt ihm ein, was vorher könnt gewesen sein, was später kommen wird und auch warum und wie und wann. Doch viel mehr kann er nicht ! Wer das schon braucht ? Und könnte er- gesetzt den Fall- denn oft genug und gut genug den Herrinnen dienen ? Die Zweifel sind nur allzusehr vertraut. Die hat er oft. Er ist in mancher Hinsicht nicht von dieser Welt ... Vielleicht, so überlegt er, soll er die Zeit ja nutzen. Er könnte doch ... Ja, er könnte einen ECHTEN Vers schmieden. Auf die Amzonen. Und in eine zweite Flasche tun- mehr als genug davon liegen ja wahrlich hier herum! Wenn er bloß wüßte ... was Ihnen denn am meisten wohl gefällt. Ein Lob auf Ihren Ruhm, die Tapferkeit, Ihre Schönheit- auf all` das zugleich ? Er sinnt ... Ein gelangweilter Matrose schlägt ihm grob auf die Schulter: "Na rosa Schnuckelchen !! Vermißt Du Deinen Freund, hehehe !" Er gibt keine Antwort. Das hat er schon lange aufgegeben. Sie hören gar nicht zu. Wer"rosa" ist- der muß ja wohl nach Männern gieren, körperlich. Bah. Nichts ist ihm ferner. Wegen ihm mag jeder jeden lieben wie er mag. Das ist ihm gleich. Und er freut sich sehr wohl, wenn Mann und Frau, wenn Mann und Mann, wenn Frau und Frau sich finden und miteinander glücklich sind! Doch er mag Frauen nur, in jeder Art. Doch das begreift wohl niemand hier, erst recht auf diesem Schiffe nicht. Er geht nun lieber zurück in den Laderaum hinab, in seine kleine Ecke mit dem Strohsack. Das Licht reicht gerade noch zum Schreiben, dort. Er zückt die Feder- soll er schreiben ? Und was, was wird den Herrinnen gefallen ? Er sinnt ...
*** .... und sinnt, für lange Zeit. Doch keine Stimme flüsterte ihm das wahre, gute Thema ein. Er gibt es vorerst auf und ruht ein wenig. Das Schiff wiegt sich im Wellengang, nimmt Fahrt auf, irgendwann. Wer weiß. Dereinst. Kehrt er vielleicht zurück ... Als Gast, Besucher, oder Händler gar .... Ein Händler ist er nicht, das ist wohl wahr. Doch seine Worte, Texte und Gedichte- die mag er gerne geben. Sein Lohn ist das Interesse nur, das Staunen, die Freude und das Angerührtsein einer, oder mancher Seelen. Wer weiß, vielleicht gibt es auch dafür einen Platz. Auf einem Markt, in einem, oder manchen Herzen ...
* * * * * * *
Was war, das ist. Weil es doch war.
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SL- Elfen
Ich künde Euch vom Elfenland, ein ferner Ort und doch so nah den Weg dorthin ein jeder fand der in sein Herz nur achtsam sah.
Denn Herz, Verstand und Phantasie erschufen dieses schöne Reich- und so verfehlt`s der Wand`rer nie ist ihm von diesen keines gleich.
Wer glaubet denn an Elfen nicht ! Hörst nicht die Flügel surren ? Ihr Lachen durch die Wipfel bricht, Und Du- tust grimmig brummen !
Sind sie doch so zart und fein versehn` mit Mut und Stolz, und ihr Herz- das ist ganz rein -sie sind aus edlem Holz !
Drum glaube nur und lach mit ihnen flieg mit ihnen hoch und weit denn andres soll Dir nicht genügen in diesem Raum, in dieser Zeit ...!