Kleines LESE – BUCH für Menschen (von BukTom Bloch) 1 / 32 ERSTER GESANG Aufrichtig zu sein, kann ich versprechen, unparteiisch zu sein aber nicht." (Goethe) (58) *** „)Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden( )Wenn du etwas wissen willst und es durch Meditation nicht finden kannst, so rate ich dir, mein lieber, sinnreicher Freund, mit dem nächsten Bekannten, der dir aufstößt, darüber zu sprechen. Er braucht nicht eben ein scharf denkender Kopf zu sein, auch meine ich es nicht so, als ob du Ihn darum befragen solltest: nein! Vielmehr sollst du es Ihm selber allererst erzählen...( So beginnt Heinrich von Kleist seine berühmte Abhandlung, ... Was vorher im Bewußtsein nicht verfügbar war, entsteht durch die Aktivität des Redens, und plötzlich wird man von einem neuen Gedanken überrascht. ... Eine Bedingung für die )allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden( muß allerdings erfüllt sein, nämlich die entspannte Atmosphäre. Der Sprechende muß Vertrauen dem oder den anderen gegenüber haben können. Es darf für ihn keine Gefahr bedeuten, auch etwas vielleicht vollkommen Unsinniges zu sagen." (bei Ernst Pöppel) (135) *** 3 / 32 ,,Meine Brüder, sucht Rat beieinander, denn darin liegt der Weg aus Irrtum und einsichtiger Reue. Die Weisheit vieler ist ein Schild gegen Tyrannei. Wer keinen Rat sucht, ist ein Narr. Seine Torheit macht ihn der Wahrheit gegenüber blind, böse und widerspenstig, und er wird zu einer Gefahr für seine Gefährten." (4) Khalil Gibran *** REQUIEM Um es klar auszudrücken: Die Gesellschaft, bzw. der größte Teil der Bevölkerung ist süchtig. Süchtig nach Konsumgütern, Waren, materiellen Dingen. Und er ist süchtig nach Leistung. In der Verkoppelung dieser beiden Eigenschaften ist er süchtig danach, Leistung zu konsumieren, zu verbrauchen. … Der Einzelne glaubt ernsthaft durch den Ver-brauch von Dingen seine Bedürfnisse zu befriedigen und sich die Gefühle zu verschaffen die er braucht. (B. Tomm- Bub) *** ,,Wir haben die Fähigkeit und die Energie verloren, aus unseren eigenen Handlungen zu lernen. Wir aber -nicht die Gesellschaft und schon gar nicht die Politiker- sind letztlich verantwortlich für unsere Handlungen und auch dafür, aus ihnen zu lernen. Und bei einem solchen Lernen entdecken wir unendlich viel . . ," (3) Jiddu Krishnamurti *** „Der Mensch will glückselig sein, ohne doch so zu leben, daß er es sein kann." Augustinus (59) 5 / 32 *** „Ich mißbillige das moderne erkünstelte Leben des Sinnesgenusses ,.. weil ich weiß, daß wir ohne vernünftige Besinnung auf die Einfachheit rettungslos in einen Zustand abstürzen müssen, der noch unter dem des wilden Tieres liegt." (1) Mahatma Gandhi *** ,,Zum Höchsten ist gelangt, wer da weiß, worüber er sich freut, wer sein Glück nicht fremder Macht unterwirft." (2) Seneca *** ,,Wenn )Glücklichsein( überhaupt eine Bedeutung hat, dann doch wohl die, daß man ein Gefühl des Wohlbefindens, der Ausgeglichenheit, der Übereinstimmung mit dem Leben hat. Das hat man aber nur, wenn man sich frei fühlt." (5) A.S. Neill *** Der Indianer ,,Lame Deer" äußert sich folgendermaßen über die (amerikanische) Gesellschaft: ,,Die Amerikaner wollen alles hygienisch haben, ohne Gerüche, ... bald werdet ihr Menschen züchten, die keinerlei Öffnungen mehr am Körper haben, ... Ihr lebt in Schachteln, die die Hitze des Sommers abhalten und die Kälte des Winters nicht durchlassen. Ihr lebt in einem Körper, der nach nichts mehr riecht, Ihr lauscht der Hi-Fi- Anlage statt den Klängen der Natur. Ihr beobachtet im Fernsehen einen Schauspieler, der glaubhafte Erfahrungen macht, anstatt die Erfahrungen selbst zu machen. Ihr eßt Lebensmittel ohne Geschmack -das ist euer Stil. Das ist nicht gut Ihr behandelt eure Nahrung wie euren Körper, nehmt ihr alle natürlichen Eigenschaften, den Geschmack, den Geruch, die Frische. Wenn alles weg ist, kommt ihr mit künstlicher Farbe und künstlichem Geschmack. Das ist nicht gut. ... Ihr Weißen verbreitet den Tod. Ihr kauft und verkauft Tod." (61) *** Ein anderer Indianer der heutigen Zeit, ,,Rolling Thunder", sagt: ,,Der moderne Mensch spricht von der Nutzbarmachung der Natur, davon, sich die Natur untertan zu machen. Das allein beweist, daß der moderene Mensch nicht die leiseste Ahnung von der Natur und den natürlichen Vorgängen hat. Und der Zustand unserer Umwelt beweist diese Tatsache nur allzu deutlich." (62) 7 / 32 *** Farbiger drückt es der Südseehäuptling Tuiavii aus Tiavea aus, dies in einer Rede an seinen Stamm nach längerem Aufenthalt in mehreren europäischen Ländern: ,,Je mehr einer ein rechter Europäer ist, desto mehr Dinge gebraucht er. Darum ruhen die Hände des Papalagi nie im Machen von Dingen, deshalb sind die Gesichter der Weißen oft so müde und traurig, und darum kommen auch nur die wenigsten unter ihnen dazu, die Dinge des großen Geistes zu sehen, auf dem Dorfplatz zu spielen, frohe Lieder zu dichten und zu singen oder an den Sonntagen im Lichte zu tanzen und sich vielfach ihrer Glieder zu freuen, wie uns allen bestimmt ist. ... Es ist eine große Armut, wenn der Mensch viele Dinge braucht; denn er beweist damit, daß er arm ist an Dingen des großen Geistes. Der Papalagi ist arm, denn er ist besessen auf das Ding. Er kann ohne das Ding nicht mehr leben. ... So glaubt mir, daß es in Europa Menschen gibt, die sich das Feuerrohr an die eigne Stirn halten und sich töten, weil sie lieber nicht leben wollen als ohne Dinge. Denn der Papalagi berauscht auf vielfache Weise seinen Geist, und so redet er sich auch ein, er könne nicht ohne die Dinge sein, wie kein Mensch sein kann ohne ein Essen." (63) (Papalagi = ,,Der Fremde", also hier: der Europäer.) *** Der amerikanische Poet Lawrence Ferlinghetti, ein Dichter in der Nachfolge der sog. ,,Beat - Bewegung" und übrigens ein Gefährte von Schriftstellern wie Allan Ginsberg und Jack Kerouac: (Zur Erläuterung: )Macys( ist ein großes Kaufhaus in den USA.) ,,Direktor der Entfremdung In die Spiegel bei )Macy's( blickend denk ich das ist ein unterirdisches Komplott ...warum sehn alle so ernst oder unglücklich aus als wären sie von irgendwas oder irgendwem entfremdet von der ganzen Erde gar und dem grünen Land unter den lauten entrüsteten Vögeln All die langen Spiegel damit du möglichst mies aussiehst so daß du richtig deprimiert wirst und deine alten Sachen von dir wirfst und auf der Stelle neue Klamotten kaufst … Also Kaufe Kaufe Kaufe nur hereinspaziert Hol dir 'ne Ladung von diesem Kram Du willst dazugehören Du mußt das haben reiß dich zusammen Konsumier dich durch nach oben bis du konsumiert bist davon ganz oben Dann spring vorn Dach … Was aber ist diese Ruine der Zivilisation in die ich 9 / 32 gefallen bin Dies muß das Ende von etwas sein ...“ (64) *** Der deutsche Liedermacher Konstantin Wecker : „…Wir sind eine Gesellschaft von Süchtigen denn wir bedienen uns nicht mehr der Dinge sondern die Dinge haben uns in der Hand. Wer würde schon unseren Bürgern die Entzugsqualen eines fernsehfreien Samstagabends zumuten?“ (65) *** Der amerikanische Schreiber Charles Bukowski in seiner surrealen Kurzgeschichte „Die Couragemangel": ,,Na schön, na schön, haben Sie ihn durch die Mangel gedreht?" ,,Schon ZWEIMAL! ich habe jegliche Courage aus ihm raus. Sie werden sehn.“ ,,Na schön, führ'n Sie ihn vor. Testen wir ihn." ,,Hermann?" fragte Bagley ,,Ja, Sir?" ,,Was fühlst Du? Oder wie fühlst du dich?" ,,Ich fühle gar nichts, Sir ... „So, und nun - machst du bei der Arbeit gerne Überstunden?" ,,Oh ja, Sir! Wenn's nach mir ginge, würd` ich 7 Tage die Woche arbeiten und 2 Jobs machen, wenn möglich.“ ,,Warum?" ,,Geld, Sir. Geld für Farbfernsehn, neue Autos, Bausparvertrag, seidene Schlafanzüge, 2 Hunde, elektrischen Rasierapparat, Lebensversicherung, Kranken-versicherung, oh, alle möglichen Versicherungen, und Hochschulbildung für meine Kinder, falls ich welche habe, und automatische Garagentüren und feine Anzüge und 45 - Dollar - Schuhe und Fotoapparate, Armbanduhren, Ringe, Waschmaschinen, Kühlschränke, neue Sessel, neue Betten, Spannteppiche, Spenden für die Kirche, thermostatische Heizung und …“ „Schön. Halt mal. Und wann willst du dieses ganze Zeug benutzen?“ ,,Ich verstehe nicht, Sir.“ ,,Ich meine, wann willst du diesen ganzen Luxus genießen, wo du doch Tag und Nacht arbeitest und Überstunden machst?“ ,,Oh, der Tag wird schon kommen, Sir, der Tag wird schon kommen!“ ,,Ausgezeichnet. Nun noch ein paar abschließende Fragen." ,,Ja, Sir.“ ,,Meinst du nicht, daß diese ständige Plackerei schädlich für Gesundheit und Geist, für die Seele, wenn du so willst ... ?" ,,Ach, du liebe Güte, wenn ich nicht ständig arbeiten würde, würd ich doch bloß rumsitzen ... oder Ölbilder malen ... oder in den Zirkus gehen oder im Park sitzen und den Enten zugucken; irgendsowas halt.“ ,,Und meinst du nicht, daß es ganz angenehm ist, im Park zu sitzen und den Enten zuzugucken ?,“ ,,Aber damit kann ich kein Geld verdienen, Sir." ,,Okay,..." (66) 11 / 32 *** Der Philosoph Friedrich Nietzsche (1844-1900) über die Wege der Völker: „ ... -dunkle Wege wahrlich, auf denen auch nicht eine Hoffnung mehr wetterleuchtet! Mag da der Krämer herrschen, wo alles, was noch glänzt- Krämer-Gold ist! … Seht doch, wie diese Völker jetzt selber den Krämern gleich tun: sie lesen sich die kleinsten Vorteile noch aus jedem Kehricht! Sie lauern einander auf, sie lauern einander etwas ab, das heißen sie )gute Nachbarschaft(. Raubtiere sind es: in ihrem )Arbeiten( - da ist auch noch )Rauben( in ihrem )Verdienen( -da ist auch noch )Überlisten( !" (67). *** Der amerikanische Schriftsteller William S. Burroughs in einem Interview mit Daniel Odier: ,,Wissen Sie, mit dem ganzen Begriff des Geldes stimmt etwas nicht. Man braucht immer mehr davon, um immer weniger dafür zu kaufen. Geld ist wie Junk". (=Heroin) ,,Die Dosis, die noch am Montag reicht, ist am Freitag bereits zu schwach. ... Die Reichen legen verzweifelt Vorratslager an: Gold, Diamanten, Antiquitäten, Gemälde, Erstausgaben, Briefmarken, Nahrungsmittel, Spirituosen, Arzneimittel, Werkzeug und Waffen. ... Und was frißt die Geldmaschine, . .. ? Sie frißt Jugend, Spontaneität, Leben, Schönheit und vor allen Dingen Kreativität. Es gab eine Zeit, da fraß die Maschine nur mäßig aus einer vollen Speise kammer, und was sie fraß, wurde alsbald ersetzt. Jetzt frißt die Maschine schneller, viel zu schnell, als daß das, was sie frißt, ersetzt werden könnte." (68) *** Herbert Gruhl: ,,In der Vorgeschichte haben die Menschen ihre ganze Kraft und Zeit darauf verwenden müssen, um ihr materielles Leben zu sichern. Dann kam die geschichtliche Periode, in der interessierte Menschen soviel Zeit erübrigten, um sich der Pflege der Kultur und des Geistes zu widmen. Heute leben wir in der dritten Periode, die im Grunde eine Wiederholung der ersten ist. Die Menschen verwenden wieder die gesamte Zeit und Kraft für ihr materielles Leben auf einer viel höheren Basis, die sich durch wirtschaftliche und technische Vielfalt und Differenziertheit von allen anderen Epochen unterscheidet und jeden so in Anspruch nimmt, daß für Geist und Kultur wiederum wenig Zeit und Sinn übrigbleibt." (70) *** Rudolf Affemann beschreibt Gründe, die für eine Betonung des ,,Lustprinzips" (mittels materieller Güter) maßgebend sind: ,,Dazu bedurfte es einer sich immer stärker automatisierenden Wirtschaft, die ein Übermaß von Gütern zum ständigen Lustgewinn produzieren kann und produziert. Der Überfluß dieser Produktion kann nur abgesetzt werden, wenn der Mensch immerwährenden Lustgewinn mit Hilfe des Konsums dieser Güter anstrebt. 13 / 32 ... im Dienste des Absatzes der Erzeugnisse wurde folglich die in Ansätzen bereits vorhandene Lustfreundlichkeit kräftig ausgebaut und in den Dienst des Konsums gestellt." (71) *** Die geistig-seelischen Auswirkungen des Konsumprinzips beschreibt Erich Fromm: „Konsumieren ist eine Form des Habens, vielleicht die wichtigste in den heutigen )Überflußgesellschaften(. Konsumieren ist etwas Zweideutiges. Es vermindert die Angst, weil mir das Konsumierte nicht weggenommen werden kann, aber es zwingt mich auch, immer mehr zu konsumieren, denn das einmal Konsumierte hört bald auf, mich zu befriedigen. Der moderne Konsument könnte sich mit der Formel identifizieren: Ich bin, was ich habe und was ich konsumiere.“ ,,Der Konsumentenhaltung liegt der Wunsch zugrunde, die ganze Welt zu verschlingen, der Konsument ist der ewige Säugling, der nach der Flasche schreit. Das wird offenkundig bei pathologischen Phänomenen wie Alkoholismus und Drogensucht. Es scheint fast, als werteten wir diese ab, weil ihre Wirkung die Betroffenen hindert, ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen zu erfüllen.“ (72) *** Gerhard Vinnai in ,,das elend der männlichkeit": ,,Die bürgerliche Gesellschaft hat die Menschen aus angestammten persönlichen Abhängigkeiten befreit, sie hat sie als einzelne zu )freien( Eigentümern gemacht -zumindest dürfen sie Eigentümer ihrer Arbeitskraft sein -, die in die Konkurrenz miteinander geworfen werden. Diese Freisetzung trägt weitgehend scheinhaften Charakter, weil sie eine Freisetzung unter dem Diktat ökonomischer" (etwa= wirtschaftlicher, finanzieller) ,,Zwänge ist die die Menschen als Agenten" (hier etwa= Anbieter, Verkäufer) ,,ihrer Waren -zu denen auch die Ware Arbeitskraft gehört- zu vollstrecken haben. ... Der Kapitalismus macht die Menschen zu Anhängseln von Waren –zu denen nicht zuletzt die unter ihm zur Ware gewordene Arbeitskraft gehört -, die in ihrer Beziehung zueinander, die die gesellschaftliche Teilung der Arbeit verlangt, zugleich voneinander isoliert sind. ... Die Verwandlung von Gebrauchswerten in Waren, die Enteignung der unmittelbaren Produzenten von Produktionsmitteln – verkürzt formuliert die Eigentumsverhältnisse - setzen objektiv eine Gleichgültigkeit gegenüber Dingen, die nicht für die individuelle Konsumtion bestimmt sind. Der erzwungenen Gleichgültigkeit gegenüber den Objekten korrespondiert die Negation" (etwa= Verneinung) ,,der eigenen Sinnlichkeit. Die Anforderungen, die die Ökonomie an die Menschen stellt, bleiben diesen keineswegs äußerlich, sie prägen ihre kognitiven Strukturen" (hier etwa: Wahrnehmungsweisen) ,,und werden auch in ihren Bedürfnissen, in ihrer Sinnlichkeit, in ihren Emotionen" (=Gefühlen) ,,verankert: Der Kapitalismus geht durch die Menschen hindurch, er ist in ihnen. ... Die Menschen, die sich in Anhängsel von Waren, in 15 / 32 Anhängsel ihrer Besitztümer verwandeln, müssen zwischenmenschliche Beziehungen zumeist in Hinblick darauf taxieren," (=bewerten) ,,ob sie den eigenen borniert individuellen Interessen dienlich sind. ... Der Einsatz des Körpers als Arbeitsinstrument in der industriellen Produktion hat seine Beschädigung- wie die Beschädigung der Beziehung des Subjekts zu ihm- zur Konsequenz. ... Er muß dazu entsensibilisiert, enterotisiert werden; spontanes Tun, spielerisches Verhalten, der Genuß einer unreglementierten Sinnlichkeit muß den Individuen, die ihre Arbeitskraft vom toten Kapital aufsaugen lassen müssen, ausgetrieben werden. ... Die vom Kapitalismus verdorbene Produktion verleiht -wie Marx aufgezeigt hat- den Aktivitäten im Konsumbereich tierische Züge." (73) *** Ein Überblick von Fritjof Capra: ,,Das alte Paradigma" (etwa= Muster) ..... hat unsere Kultur seit mehreren Jahrhunderten dominiert, unsere westliche Gesellschaft geprägt und den Rest der Welt erheblich beeinflußt. Dieses Weltbild setzt sich aus verschiedenen Ideen und Wertvorstellungen zusammen, wie dem Gedanken, das Universum sei ein aus Grundbausteinen zusammengesetztes mechanisches System, dem Bild des menschlichen Körpers als einer Maschine, der Überzeugung, das Leben in der Gesellschaft sei nichts als ein Konkurrenzkampf ums Überleben, dem Glauben an unbegrenzten materiellen Fortschritt durch ökonomisches und technisches Wachstum und nicht zuletzt dem Glauben, die allgegenwärtige Unterordnung der Frau unter den Mann in der Gesellschaft beruhe auf einem grundlegenden Naturgesetz.“ „Die skrupellosesten globalen Ausbeuter sind die riesigen multinationalen Konzerne. ... Ihre Aktivitäten zeichnen sich durch Konkurrenzkampf, Gewalt und Ausbeutung aus. Der Hauptgrund für diese Amoralität liegt nicht etwa im Charakter einzelner Unternehmensleiter, sondern in dem Zwang zu immer weiterem Wachstum und weiterer Expansion, der fest in der Unternehmensstruktur verwurzelt ist.“ (74) *** Deffarge / Troeller betonen neben dem patriarchalischen (etwa= männerherrschaftlichen) Gesichtspunkt auch den von Capra und Vinnai bereits geäußerten Gedanken der ,,Entpersonifizierung" der Prinzipien: ,,Mittlerweile haben die Nationalstaaten an Macht eingebüßt. Regierungen können über die Zukunft ihrer Völker nicht mehr entscheiden. Das System ist zu groß geworden Sein Motor, das Recht des Stärkeren, jenes unerbittliche Prinzip der Männerherrschaft, ist außer Kontrolle geraten. Weltweit diktieren Gesetzmäßigkeiten - und nicht mehr Menschen - den Ablauf der Geschichte. Die Vaterfigur ist etappenweise ent-menschlicht worden: vom Landesvater über den Staat bis hin zu jener abstrakten Gewalt, die engmaschig die Welt umspannt und unser aller Leben beherrscht. Wie eine neue Art Gottvater im 17 / 32 Himmel unsichtbar und doch allgegen-wärtig. ...Totaler denn je hat die patriarchalische Ordnung jeden von uns im Griff, nur festmachen, personifizieren kann man sie nicht mehr. Das System ist entmenschlicht worden. Es funktioniert blindlings nach den Gesetzen, die es einst schufen.“ 75) *** William Faulkner schreibt: ,,Was uns heute bedroht, ist Furcht Die Gefahr sind die Mächte in der Welt, die heute die Furcht des Menschen dazu ausnützen, ihn seiner Individualität und seiner Seele zu berauben: die da versuchen, ihn durch Einschüchterung und Bestechung zu einer gedankenlosen Masse zu degradieren- ... Ideologien oder politische Systeme oder wirtschaftliche Theorien." (76) *** Die ,,Caritas": „Informationsüberflutung, fortschreitende Arbeitsteilung, Technisierung und Rationalisierung sowie eine auf exzessive Leistung ausgerichtete Ökonomie erzwingen Anpassungsleistungen, die die physische und psychische Kraft des Einzelnen oft überfordern. Auf der anderen Seite werden durch den gesellschaftlichen und ökonomischen Wandel immer mehr Menschen aus dem Arbeitsprozeß ausgegliedert mit allen damit verbundenen Folgen wie sozialer Isolierung, psychischer Instabilität, Identitätsverlust und materieller und seelischer Verarmung. Zudem hat der mit den gesellschaftlichen Veränderungen einhergehende kulturelle Wandel zu einem weit-gehenden Schwinden traditioneller Formen des Zusammenlebens und bewährter Werte geführt. Dieser Verlust an tragfähigem sozialen und geistigen Halt kann beim einzelnen Menschen zu erheblicher Angst, Unsicherheit, Ohnmacht und Sinnentleerung führen …." (78) *** Klaus-Peter Stender: ,,In unserer auf Jugendlichkeit und Leistungsfähigkeit ausgerichteten Gesellschaft sehnt sich eine Wunschphantasie nach totaler unendlicher Gesundheit. Im Sinne magischer Wunscherfüllung sollen Krankheiten, Schmerzen, Leiden, bestenfalls der Tod ausgegrenzt und eliminiert werden. Die ständigen Grenzüberschreitungen wissenschaftlicher Erfolge, die verführerischen, offenbar unbegrenzten Triumphe der Naturbeherrschung durch die Naturwissenschaften haben den Blick verstellt für die Begrenztheit, Anfälligkeit und natürliche Abhängigkeit der menschlichen Existenz.“ (79) *** Hoimar v. Ditfurth: ,,Auch bei uns gibt es haufenweise heilige Kühe, mit genau denselben folgenden Konsequenzen, wie in anderen Ländern. Man erkennt sie nur immer auf eine bestimmte Mindestdistanz hin erst. Auch bei uns werden die heiligen Kühe zugedeckt von Vorurteilen, 19 / 32 Tabus usw. usw. Das sind unsere nationalistischen Empfindungen, das ist unsere anscheinend unkurierbare Neigung, alles, was es gibt, von Dingen bis zu menschlichen Beziehungen, in Geldeswert auszudrücken und einzuschätzen, soweit sind wir ja längst." (80) *** Herbert Gruhl: ,,Unsere gesamte Gesellschaft ist auf die Art von Leistung aufgebaut, die als Ware verkäuflich ist. Wer dabei mehr leistet, verdient mehr. Das hat andererseits zur Folge, daß derjenige, der viel leistet, auch viel verbraucht. … Das Rennomierbedürfnis des Menschen ist noch immer seine schwächste Stelle. Tag für Tag schuftet er für Dinge, zu deren Genuß er kaum Zeit haben wird. Klaus Müller sagt zugespitzt: )Das Subjekt wird dazu überwältigt, glücklich zu werden durch objektiv kontrollierbare Befriedigung objektiv zu erhebender Bedürfnisse. In Erfüllung dieses Programms wird die objektiv ausweisbare Leistung zum beherrschenden Maß: Leistung in der Produktion bedingt Leistung im Konsum, Leistung im Konsum bedingt Leistung in der Produktion. Damit schließt sich der totalitäre Kreis: Die Leistungsmonomanie läßt die Subjektivität der Subjekte verdampfen.( … ,,Diese totale Einbindung aller Kräfte in ein System ist nur mit dem Einsatz der Menschen in einem Krieg vergleichbar; ...“ (81/82) *** ,,Greenpeace-Magazin 1/1992": ,,Nennen Sie doch mal zehn Erlebnisse, die ihnen Spaß machen und nichts kosten! Geschafft? Dann sind Sie wirtschaftsfeindlich. Ohne Ihre Kaufkraft kann unsere Wirtschaft nämlich nicht wachsen. Und da Sie eigentlich alles schon haben, verkauft man Ihnen Erlebnisersatzstoffe aller Art. Muße, Natur und Erotik: Nichts geht mehr ohne die nötigen Accessoires." (=etwa: Zubehörteile, Verzierungen) ,,Liebesleben ohne Designer- Unterwäsche? Lächerlich!“ (83) *** Der Philosoph Epikur: ,,Wie die Fiebernden wegen ihrer Krankheit stets Durst empfinden, so sind auch jene, die an ihrer Seele schlecht daran sind, dauernd arm an allen Dingen und verfallen wegen ihrer Unersättlichkeit auf die verschiedensten Begierden." (84) *** Der Soziologe Jakobus Wössner: "In unserer modernen Gesellschaft ist die Statusunsicherheit weit verbreitet, und Statusverlust ist nicht selten. Daraus resultieren Aggressionen gegen die Welt im allgemeinen, gegen einzelne Menschen oder Dinge oder gegen sich selbst im besonderen. 21 / 32 Gerade der Druck in der modernen Gesellschaft, bestimmte berufliche und materielle Leistung erbringen zu müssen, erhöht die Gefahr des Statusverlustes Man hat nicht umsonst von einer )Gesellschaft der Statussucher( gesprochen. Flucht vor dem niederen Status. Das kann äußerlich oder innerlich geschehen." (95) *** Legewie / Ehlers: "... (Der) vom Wirtschaftssystem geforderte (...) Menschentyp: in der Unterschicht Menschen, die zu gehorchen und zu konsumieren gelernt haben, in der Mittelschicht und der Oberschicht Menschen, die im Rahmen des Systems relativ selbständig zu denken und Karriere zu machen gelernt haben." (96) *** "Jede Richtung menschlichen Interesses kann süchtig entarten" (F.v.Gebsattel) *** "Wenn die Psychiatrie lediglich dazu beiträgt, den Patienten an eine kranke Gesellschaft anzupassen, damit er in dieser Gesellschaft wieder funktionsfähig wird, dann verfrachtet sie ihn von einer Krankheit in die andere." (125) (Herbert Marcuse) *** "Wir gehen vielleicht mit unseren Gefühlen zu sparsam um, leben zu sehr mit Gedanken, und das verdirbt uns." (126) (Maxim Gorki) *** Hoimar v. Ditfurth auf die -sinngemäße- Frage, ob es denn überhaupt einen Sinn habe sich für positive Ziele einzusetzen, wenn mangelnde Erfolgsaussichten bestehen: "0 doch. Es hat sehr viel Sinn. Und zwar glaube ich, daß es mit ein Ausdruck menschlicher Selbstachtung und -objektiv von außen gesehen- menschlicher Würde ist. Man muß das, was man für richtig und moralisch notwendig hält, auch dann tun, wenn man der Überzeugung ist, daß man wahrscheinlich scheitert. Wer sich wehrt, kann verlieren, wer sich nicht wehrt, hat schon verloren." (129) *** 23 / 32 Ich will mir er – leben die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die sich ändern lassen und die Weisheit das eine vom anderen zu unterscheiden.“ Frei nach Reinhold Niebuhr (dieser frei nach Epiktet). (132) OUVERTÜRE "Ihr" (=der Existenzweise des Seins) "wesentlichstes Merkmal ist die Aktivität, nicht im Sinne von Geschäftigkeit, sondern im Sinne eines inneren Tätigseins, dem produktiven Gebrauch der menschlichen Kräfte. Tätigsein heißt, seinen Anlagen, seinen Talenten, dem Reichtum menschlicher Gaben Ausdruck zu verleihen, mit denen jeder -wenn auch in verschiedenem Maß- ausgestattet ist. Es bedeutet, sich selbst zu erneuern, zu wachsen, sich zu verströmen, zu lieben, das Gefängnis des eigenen Ichs zu transzendieren, sich zu interessieren, zu lauschen, zu geben. Keine dieser Erfahrungen ist jedoch vollständig in Worten wiederzugeben. Worte sind Gefäße, die wir mit Erlebnissen füllen, doch diese quellen über das Gefäß hinaus." (Erich Fromm) (128) *** 25 / 32 Bettina Wegner "Cool sein ... Lächerlich will ich mich machen daß die Leute endlich merken Nur, wer weint, kann wirklich lachen nur, wer schwach ist, hat auch Stärken Nur wer seine Trauer zeigt Wut und Angst und Liebe auch wer sein Fühlen nicht verschweigt kriegt dafür auch, was er braucht Wir sind nicht dazu geboren um uns ewig zu verstellen Wirklich sind wir nur verloren wenn wir mit den Hunden bellen Und Enttäuschungen tun not was man gibt, kriegt man zurück Wer nicht leiden kann ist tot nur, wer Trauer kennt, kennt Glück ... Grade, wer verletzlich bleibt und wer Angst und Hoffnung kennt Wer sich an sich selber reibt ist-was man den Menschen nennt." (133) *** GEHEN Im feuchten Tau des neuen, jungen Morgens bekomme ich kalte Füße -manchmalwenn ich, barfuß zu weit gehe auf frischen Wiesen doch solange Gras ist unter meinen Füßen - solange ich spüren kann, gehe ich voran in der Wärme der aufgehenden Sonne. (Burkhard Tomm) *** 27 / 32 Anmerkungs-/ Literaturverzeichnis ALLE Zitate aus: „Gesellschaft - Sucht - Sozialarbeit“ Burkhard Tomm-Bub GRIN Verlag; 1. Auflage ISBN-10: 3638703355 ISBN-13: 978-3638703352 Einzelnachweise dort: 1. ="Mahatma Gandhi Ausgewählte Texte" B. Attenborough (Hrsg.) Goldmann Verlag/ München/ 2.Auflage/ 1983 -Seite 18 2. ="Seneca Vom glückseligen Leben" H. Schaldt (Hrsg.) A. Kröner Verlag/ Stuttgart/-/ 1948 -Seite 168 3. =„Aus dem Schatten in den Frieden" J. Krishnamurti Ullstein Verlag/ Frankfurt M./ Erstausg./ 1987 -Seite 24 4. ="Gedanken des Meisters" K. Gibran Goldmann Verlag/ München/ 1.Auflage/ 1988 -Seite 67 5. ="theorie u. praxis d. antiautoritären erziehung" A.S. Neill Rowohlt TB Verlag/ Reinbek/ -/ 1969 -Seite 320 58. ="Goethe Werke Band 1" J.W. Goethe Hanser/ München/ - / 1981 -Seite 865 59. ="Augustinus" A. Augustinus SKV-Edition/ Lahr/ - / 1988 -Seite 26 61. = "...aus: )Situationen( Deutsch für berufliche Schulen (Klett) / Lame Deer: Als die Wölfe kamen, begann bei uns der Wilde Westen. In: Literaturmagazin 5, Rowohlt, Reinbek 1976, Seite 81 / 82". 62. = siehe Quelle (61) : "Auszüge aus )Rolling Thunder( Erfahrungen eines Schamanen d. neuen Indianerbewegung" 63. ="Der Papalagi" Tuiavii (E.Scheurmann) Heyne/ München/ - / 1989 -Seite 57 / 55 / 56 64. ="Gedichte" L.Ferlinghetti Heyne/ München/ - / 1982 -Seite 24 – 27 65. ="Und die Seele nach außen kehren“ K.Wecker Rowohlt/ Reinbek/ -/ 1983 -Seite 9 - 11 / 57 66. ="Fuck Machine" C.Bukowski Fischer/ Frankfurt/ - / 1980 Seite 60 – 62 67. ="Also sprach Zarathustra" F.Nietzsche A.Kröner/ Stuttgart/ - / 1969 Seite 232/233 68. ="Der Job" W.S.Burroughs Ullstein/ Frankfurt/ - / 1986 -Seite 63 69. dito -Seite 2 70. ="Ein Planet wird geplündert" H.Gruhl Fischer/ Frankfurt/ -120 Tsd./ 1980 -Seite 154 71. ="Krank an der Gesellschaft" R.Affemann dtv/ München/ - / 1975 -Seite 97 72. ="Haben oder Sein" E.Fromm dtv/ München/ 6.Aufl./ 1980 -Seite 37 73. ="das elend der männlichkeit" G.Vinnai 29 / 32 Rowohlt/ Reinbek/ -/ 1977 -Seite 61-63/ 69-70/ 74 74. ="Die Grünen" E.Spretnak (Vorwort: F.Capra) Goldmann/ München/ 1.Aufl./ 1985 -Seite 8/ 10/ 13 75. ="Die Herren" M.-C.Deffarge/G.Troeller 200l/ Frankfurt/ l. Aufl./ 1985 -Seite 57/63 76. = "Die Fackel" versch. Autoren Vandenhoeck & Ruprecht/ Göttingen/-/ ? (älter) -Seite 53 77. = "Unsere Kinder frei von Drogen ?" -?-(Broschüre) BzfgA/ Köln/ - / 1989 (?) -Seite 9 78. = "Ambulante Hilfen für ...“ J.Brakhoff/Dr.E.Fuchtmann/et alii Caritas/ Freiburg/ 2.Aufl./ 1991 -Seite ? ("Punkt 4.") 79. ="Gibt es eine Suchtpersönlichkeit ?" R.Harten/P.Röhling/K.P.Stender Neuland/ Hamburg/ -/ 1987 213 -Seite 33 80. ="Sonntagsgespräche" K. Bresser (Hrsg.) Knaur/ München/ - / 1988 -Seite 57 81. = Quelle (70) -Seite 281 82. = dito -Seite 152 83. ="GREENPEACE MAGAZIN Heft 1/92” Die Red. (versch. Autoren) Greenpeace/ Hamburg/ -/ 1992 -Seite 3 84. = dito -Seite 50 -Seite 24/ 23/ 25 95. ="Soziologie" J.Wössner Böhlau/ Köln/ 7.Aufl./ 1976 -Seite 85 96. ="Knaurs Moderne Psychologie" H.Legewie/ W.Ehlers Droemer Knaur/ München/ -27 Tsd./ 1979 -Seite 229 125. ="Weisheiten aus dem alten Russland" D.Kleinworth (Hrsg.) 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